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Braunkohle-Nein e.V.

Allgemeine Informationen zur Braunkohle

Braunkohle

  • ist ein bräunlich-schwarzes, meist lockeres Sedimentgestein, das durch Inkohlung von Pflanzenresten entstand und abgesehen von im Schnitt 50 % Wasseranteilen zu mehr als 50 % des Gewichtes in der Trockenmasse und mehr als 70 % des Volumens aus Kohlenstoff besteht. Neben geringen Anteilen diverser Spurenelemente kann der Schwefelgehalt von Braunkohle bis zu 3 % betragen. Braunkohle ist ein fossiler Brennstoff, der zur Energieerzeugung verwendet wird. Braunkohle wird im Tagebau gefördert und durch Verbrennung in Braunkohlekraftwerken zur Wärme- und Stromgewinnung eingesetzt wird. Im Jahr 2005 wurden in Deutschland 181,9 Mio. t Braunkohle gewonnen. Braunkohle ist zu 43,6 % an der Primärenergiegewinnung in Deutschland beteiligt.
     

  • Braunkohle ist der klimaschädlichste aller fossilen Energieträger. Tagebaue sind energiepolitisch überflüssig, ökologisch verheerend und sozial unverträglich. Die Gewinnung von Braunkohle in Deutschland ist mit gravierenden Auswirkungen auf Mensch, Natur und Gewässerhaushalt verbunden. Die Braunkohlenutzung trägt überproportional zu Landschaftsverbrauch, Ressourcenschwund, Arbeitslosigkeit, Wasserknappheit und Klimaerwärmung bei.

Schema eines Braunkohletagebaus (Quelle: DEBRIV) (pdf-Datei)

Folgen des Braunkohleabbaus

  • Schädigungen der Gewässerhaushalte durch Grundwasserabsenkungen

Um Braunkohle fördern zu können, muss das Grundwasser im Abbaugebiet bis unter das Niveau des tiefsten Kohlenflöz des Tagebaus abgesenkt werden (sog. "Sümpfung"). Je nach Tiefe des Abbaugebietes betragen die Grundwasserabsenkungen in den deutschen Braunkohlerevieren bis zu 450 m. Da sich die Grundwasserabsenkung aus hydrogeologischen und technischen Gründen nicht auf das enge Tagebaugebiet beschränken läßt, ist die weitere Umgebung (bis zu 50 km) von den Grundwasserabsenkungstrichtern betroffen. Die Natur und insbesondere der Wasserhaushalt in diesem Gebiet erleiden dadurch erhebliche Schäden. Schützenswerte Gewässer und Feuchtbiotope werden zerstört, die Grundwasservorräte der Landschaft gehen dauerhaft verloren, weil die grundwasserführenden unterirdischen "Kanäle" durchtrennt werden. Die Folgen sind neben der großflächigen Beeinträchtigung und Zerstörung der Vegetation die Notwendigkeit von Wasserlieferungen über zum Teil hunderte von Kilometern über Wasserpipelines zur Sicherung der Versorgung der Bürger und Industrie- und Gewerbebetriebe mit Trinkwasser (mit entsprechender Mehrkostenbelastung der Bevölkerung).

Mehr zu diesem Thema:

BUND-NRW-Hintergrundinformation von Dirk Jansen vom September 2005, "Braunkohle und Grundwasser - Ein Bodenschatz wird geplündert"

  • Totalvernichtung der bestehenden Landschaft über einen jahrzehntelangen Zeitraum

Im unmittelbaren Bereich des Braunkohletagebaus wird die Landschaft total zerstört. Bis zur Schließung des Braunkohletagebaus vergehen Jahrzehnte, weitere Jahrzehnte vergehen, bis ehemalige Braunkohletagebau auch nur halbwegs akzeptabel renaturiert sind. Nach Beendigung der Braunkohlengewinnung werden die entstandenen Restlöcher im Rahmen der Renaturierung in der Regel zu Seen ausgestaltet und geflutet. Die Flutung der Braunkohletagebaulöcher dauert häufig jahrzehntelang, es entstehen wertlose Monokulturen mit eintöniger Vegetation (Pappeln Moosen, Gräsern); die Artenvielfalt von Flora und Fauna, wie sie in intakten Naturbereichen vorzufinden ist, kann nicht wieder hergestellt werden. Der Wasserhaushalt der vollgelaufenen ehemaligen Tagebaulöcher ist häufig problematisch, weil die Seen über keinen natürlichen Zu- und Ablauf verfügen und aufgrund der metallhaltigen Belastungen aus dem zurückgebliebenen Restlöchern und der Sauerstoffarmut des Wassers häufig "umkippen". Bei zu langsamer Wassereinleitung führen ausgelaugte Sulfatverbindungen einen mit Essig vergleichbaren Säuregrad herbei, der höheren Organismen die Lebensgrundlage entzieht. Zurück bleiben ökologisch wertlose und eintönige Bergbaufolgelandschaften, in denen auch die Wiederansiedlung heimischer Tierarten zumeist nicht gelingt.

 

seit 1999 stillgelegter Braunkohletagebau Zwenkau (ehemals Böhlen)

 

  • Luftverschmutzung durch Feinstaubbelastung und Radioaktivität

Feinstaub und Radioaktivität aus Braunkohletagebauen stellen unkalkulierbare Risiken für die Menschen der Region dar. Man unterscheidet zwischen Grobstaub, der für das menschliche Auge sichtbar ist, und Feinstaub, der aus sehr kleinen, nicht sichtbaren Partikeln besteht. Teilchen, die kleiner als 10 Mikrometer (μm) und damit 10-mal kleiner als die Dicke eines Haares sind, bezeichnet man als „atembaren Feinstaub“ (PM 10). Grundsätzlich gilt: je kleiner die Partikel, umso größer kann die Gefahr für die Gesundheit sein. Partikel bis zu einer Größe von 10 Mikrometern (PM 10) gelangen bis in den oberen Bereich der Lunge. Feinstaub, der kleiner als 2,5 Mikrometer (PM 2,5) ist, kommt bis in den Zentralbereich der Lunge. Ultrafeinstaub, kleiner als 0,1 Mikrometer, kann in die Lungenbläschen eindringen.Auch der Einsatz moderner Filtertechniken in den Braunkohlekraftwerken ist nicht in der Lage, den immensen Feinstaubauswurf, der bei der Verbrennung der Braunkohle entsteht, zu verhindern. Die Feinstaubpartikel dringen über die Atemwege in die Lungenbläschen, ins Lymphsystem und in die Blutbahn der Menschen ein und verursachen Erkrankungen der Atemwege (Asthma, Bronchitis) und des Herz-Kreislauf-Systems sowie Krebserkrankungen.

Mehr zu diesem Thema:

BUND-NRW-Aktuell-Ausgabe von Dirk Jansen vom August 2005, "Feinstaub aus Tagebauen"

BUND-NRW-Aktuell-Ausgabe vom April 2004, "Feinstaub und Radioaktivität aus Tagebauen - Aktuelle Ergebnisse"

animierte Grafik des WWF über die 30 klimaschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands

Braunkohlekraftwerk Lippendorf

 

  • Klimaaufheizung durch Treibhausgas Kohlendioxid (CO2)

Braunkohle besteht unter anderem aus einem hohen Anteil Wasser (ca. 50 %) und aus einen hohen Anteil Kohlenstoff. Bei der Verbrennung von Braunkohle werden große Mengen des schädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Bei der Verbrennung von einer Tonne Braunkohle wird, abhängig vom Feuchtegehalt, ca. 1 Tonne CO2 emittiert. Die CO2-Freisetzung ist prinzipbedingt und kann nicht verhindert werden, sondern nur durch einen besseren Wirkungsgrad der Kraftwerke in Maßen reduziert werden. Das Treibhausgas CO2 trägt wesentlich zum Klimawandel bei. Außer vom ►Bundesverband der Braunkohle DEBRIV, der einen ► "Ursachen-Wirkungszusammenhang zwischen CO2-Ausstoß und der Klimaerwärmung" nicht erkennen will (!), wird dies von niemanden ernsthaft in Abrede gestellt.

Mehr zu diesem Thema:

BUND-NRW-Hintergrund-Information "Braunkohle und Klimaschutz" vom Juli 2005
GREENPEACE Gruppe Aachen zur Klimaerwärmung
Begriff "Kohlendioxid" bei Wikipedia
Begriff "Treibhauseffekt" bei Wikipedia

Welt am Sonntag vom 24.09.2005: Klimawandel ist nach neuem Expertenbericht der UN nicht zu verhindern 

RWE Power AG plant weltweit erstes CO2-freies Großkraftwerk für Kohle
VATTENFALL: Pilotprojekt CO2-freies Kohlekraftwerk   ► VATTENFALL-Image-Anzeigen-Kampagne

Greenpeace: Fünf Argumente gegen CO2-freie Kohle-Kraftwerke - (Mai 2004) (pdf-Datei)
Robin Wood: Positionspapier zu "CO2-freien Kohle-Kraftwerken" (pdf-Datei)
UBA-Positionspapier: "Technische Abscheidung und Speicherung von CO2 – nur eine Übergangslösung" -  (August 2006) (pdf-Datei)

Klimawechsel

 

  • Flächenverbrauch und Notwendigkeit von Umsiedlungen ("Devastierungen")

Braunkohletagebau ohne einschneidende Eingriffe in die Lebensräume von Menschen und Natur sowie in Siedlungs- und Infrastrukturen ist undenkbar. Die Braunkohlebagger machen weder vor historisch gewachsenen Besiedlungen noch vor Verkehrswegen oder natürlichen Wasserläufen halt. Funktionsfähige Lebens- und Wirtschaftsräume werden im vermeintlichen "Gemeinwohlinteresse" den Braunkohlelagerstätten geopfert, das Grundeigentum notfalls mit staatlichen Zwangsmitteln enteignet, die Menschen gegen ihren Willen umgesiedelt.

Eine sozialverträgliche Umsiedlung gibt es nicht: Gewachsene kommunale Strukturen werden zerstört, Dorf- und Familiengemeinschaften zerrissen, soziale Verbände aufgelöst. Der unersetzliche Verlust der Heimat wird durch die finanziellen Entschädigungen der Braunkohleindustrie nicht annähernd kompensiert. Die von der Umsiedlung betroffenen Menschen verlieren nicht nur ihren Grundbesitz, sondern müssen zur Schaffung neuen Grundbesitzes entweder auf ihr Erspartes zurückgreifen oder sich neu verschulden.

In Deutschland sind bereit mehr als 300 Dörfer dem Braunkohletagebau zum Opfer gefallen. Bis heute wurden mehr als 30.000 Menschen zugunsten der Braunkohle umgesiedelt. Die Menschen werden gegen ihren Willen aus ihren Dörfern vertrieben und umgesiedelt, ihr Grundbesitz und ihre heimatliche Identität unwiederherstellbar zerstört. Jüngste Negativbeispiele von dem Untergang geweihten Dörfern sind ► Heuersdorf (Braunkohletagebau "Vereinigtes Schleenhain, MIBRAG), ►Horno (Lausitz; LAUBAG) und ► Otzenrath-Spenrath (Garzweiler II, Niederrhein, RWE Power AG).

Mehr zu diesem Thema:

Begriff "Devastierungen" bei Wikipedia
BUND NRW: "Verheizte Heimat"

      

  • Wertverfall des Eigentums

Mit dem Flächenverbrauch einher geht der Werteverfall des Eigentums, nur mit dem Unterschied, dass der Werteverfall bereits viel früher einsetzt und nicht auf das eigentliche Abbaugebiet beschränkt bleibt. Eine potentielle Braunkohleregion verliert an Attraktivität, es siedeln sich weder neue Bewohner an, noch sind neue Industrie- oder Gewerbebetriebe für eine Ansiedlung zu gewinnen. Statt dessen verlassen viele in der Region ansässigen Menschen und Gewerbebetriebe im Hinblick auf den bedrohenden Braunkohletagebau die Region. Die Folgen sind ein Verfall der Immobilienpreise und eine wirtschaftsfeindliche depressive Stimmung. Hinzu kommen Beeinträchtigungen der Bausubstanz, da die Grundwasserabsenkungen Gebäudeschäden verursachen.

  • Vernichtung bestehender Arbeitsplätze und Verhinderung der Entstehung zukunftsfähiger neuer Arbeitsplätze

Die vom Braunkohletagebau betroffenen Gebiete verzeichnen allesamt einen erheblichen Anstieg der regionalen Arbeitslosigkeit. Insbesondere die Branchen Landwirtschaft, Tourismus und Gastronomie sind betroffen. Im Gegenzug werden nur wenige neue Arbeitsplätze im Bergbau geschaffen. Ein Braunkohletagebau kommt aufgrund der modernen Technisierung mit wenigen hundert Arbeitskräften aus. Das gleiche gilt für die Braunkohlekraftwerke. Die Arbeitsplatzbilanz zwischen den bestehenden Arbeitsplätzen, die vernichtet werden, und den neuen Arbeitsplätzen, die durch einen Braunkohletagebau geschaffen werden, ist deutlich negativ.

Darüber hinaus verhindert das Festhalten am Braunkohleabbau und der Bau neuer Braunkohlekraftwerke über Jahrzehnte hinaus die Schaffung neuer, innovativer Arbeitsplätze in der regionalen mittelständischen Wirtschaft auf dem Gebiet der regenerativen Energien [z.B. Photovoltaik, Windenergie, Biomasse, Erdwärme (Geothermie), Wasserkraft]. Im Jahre 2005 erwirtschafteten bundesweit 170.000 Beschäftigte einen Umsatz von 16 Milliarden EUR. Über 5000 kleine und mittelständische Unternehmen investierten fast 9 Milliarden EUR in neue Produktionskapazitäten. Bis 2020 steigert sich den Prognosen zufolge der Kapitalaufwand auf 200 Milliarden EUR und sichert zwischen 400.000 und 500.000 Arbeitsplätze. Erneuerbare Energien sind nicht nur ein starkes Konjunkturprogramm, sondern garantieren durch ihre dezentrale Nutzung gleichfalls Bürgernähe und regionale Wertschöpfung.

Zum Vergleich: im Jahre 2005 gab es in der deutschen Braunkohleindustrie 23.299 Direktbeschäftigte, davon 11.523 in den neuen Bundesländern. In der Steinkohlenindustrie waren im Jahr 2005 28.633 Arbeiter und 9.895 Angestellte beschäftigt.

  •  Lärmbelastungen

Im größeren Umkreis der Braunkohletagebau und der Braunkohlekraftwerke haben die verbliebenen Einwohner unter erheblichen Lärmbelastungen zu leiden. Der industrielle Güterverkehr aus Straße und Schiene sowie die kilometerweiten, laut quietschenden  Förderbänder, die die gewonnene Braunkohle vom Abbaugebiet zu den Braunkohlekraftwerken transportieren, erzeugen rund um die Uhr Lärm.


  große Braunkohle-Reviere in Deutschland:

  • Lausitzer Revier: Cottbus-Nord, Jänschwalde, Nochten, Welzow-Süd (alle Vattenfall))

  • Mitteldeutschland: Vereinigtes Schleenhain, Profen (beide MIBRAG)

  • Niederrhein: Garzweiler, Hambach, Inden (alle RWE).

Eine detaillierte Auflistung zu den Braunkohle-Revieren in Deutschland ist  bei ► Wikipedia zu finden:


  Braunkohle - kein subventionsfreier Energieträger 


  ►  Jeffrey Michel: "Status and Impacts of the German Lignite Industry" (pdf-Datei)


MIBRAG mbH

Die heutige ► MIBRAG mbH (Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft) tritt als potentieller Betreiber eines möglichen Braunkohletagebaus in Lübtheen auf. Die MIBRAG mbH ging im Jahre 1994 aus der Aufspaltung des ehemals staatlichen Unternehmens der DDR, der früheren Vereinigten Mitteldeutschen Braunkohlenwerke AG, hervor und wurde als erstes ostdeutsches Braunkohlenunternehmen privatisiert. Der MIBRAG mbH mit Sitz in Theißen steht eine MIBRAG B.V. Limited mit Sitz in Amsterdam vor, deren Geschäftsanteile  von den beiden US-amerikanischen Großkonzernen ► Washington Group International (viertgrößtes Bauunternehmen der USA) und ► NRG Energy Inc. (drittgrößter Stromkonzern der Welt) zu je 50 % gehalten werden. Vorsitzender der Geschäftsführung ist der US-Amerikaner Bruce P. DeMarcus.

Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens ist die Gewinnung und der Verkauf von Rohbraunkohle sowie deren Veredlung. Die MIBRAG betreibt die Tagebaue Profen und Vereinigtes Schleenhain, die Kraftwerke Deuben, Mumsdorf und Wählitz (alle Sachsen-Anhalt) sowie die Staubfabrik in Deuben. Derzeit beschäftig die MIBRAG mbH ca. 2100 Mitarbeiter.

Im Jahr 2005 erwirtschaftete die MIBRAG einen Umsatz von 291,1 Mio. EUR, das Jahr wurde mit einem Betriebsergebnis in Höhe von 49,5  Mio. EUR abgeschlossen, der Bilanzgewinn 2005 wurde mit 43,5 Mio. EUR angegeben.